Sauberes Trinkwasser früher und heute wichtig für die Stadt

Die Bauarbeiter vor dem noch eingerüsteten Hochreservoir im Jahr 1908.

28. März 2019

Etwa 20 Bürgerinnen und Bürger waren der Einladung des SPD-Ortsvereins gefolgt, um sich am internationalen Tag des Wassers über das Lebensmittel Nummer eins zu informieren. Treffpunkt war das denkmalgeschützte Hochreservoir am Baumgartenweg. Vorsitzende und Stadträtin Monika Poracky begrüßte die Gäste und vom Kommunalunternehmen Stadtwerke-Vorstand Hans Schneider und Wassermeister Ralf Zötzl.

12. Tag des Wasser

Zu Beginn gab Stadtrat Ferdinand Heilgenthal einen Rückblick auf die Entstehung der Gemündener Wasserversorgung, die 1908 in Betrieb ging. Als herausragende Persönlichkeit der Stadtgeschichte war dafür Bürgermeister Otto Christin verantwortlich. Ihm wurde für seine großen Verdienste später die Ehrenbürgerwürde verliehen. „Er hat Gemünden in das 20. Jahrhundert katapultiert“, schrieb der Heimatforscher Dr. Philipp Seltsam in seinen Aufzeichnungen. Christin sorgte für die Wiedereinrichtung des Bezirksamtes in Gemünden, das zwischendurch an Lohr angegliedert war, für die Elektrifizierung der Stadt, sowie die Gründung von Sanitätskolonne und „Kinderbewahranstalt“. Außerdem ließ er das Schlachthaus bauen, was wie die Wasserleitung zur Verbesserung der hygienischen Verhältnisse diente und verbreitete Seuchen wie Typhus eindämmte.

Bevor das Wasser von der Raupen- und der Hirtelsquelle im Sindersbachtal in freiem Gefälle zum Hochbehälter in Gemünden floss, galt es einige juristische Probleme mit der Gemeinde Langenprozelten zu lösen, die nach jahrelangen Rechtsstreitigkeiten in einem Vergleich endeten, bei dem auch die Langenprozeltener an die Wasserleitung anschließen konnten.

12. Tag des Wasser 1

Den Bogen zur im Vorjahr abgeschossenen neuen Wasserversorgung spannten Hans Schneider und Ralf Zötzl. Die neue Erschließung war notwendig geworden, weil die bisherigen nah an der Oberfläche befindlichen Quellen am Sindersbach nicht mehr zu schützen waren und in ihrer Schüttung merklich nachließen. Nach elf mehr oder weniger erfolglosen Versuchsbohrungen in der Nähe hatte man im Bereich Schaippach großes Glück, erklärte Schneider. Zum dortigen bisherigen Hauptbrunnen konnte man zwei weitere Tiefbrunnen mit einer Schüttung von jeweils 14 Litern pro Sekunde niederbringen.

Mit diesen drei Brunnen erfüllte man die Bedingungen des von der Regierung seit langem geforderten so genannten „zweiten Standbeins“. Durch die damit erlangte Versorgungssicherheit konnten drei Brunnen aufgelassen und die Handlungsfreiheit der Stadt, beispielsweise für das neue Baugebiet Mühlwiesen II, wieder hergestellt werden. Der niedrige Wasserdruck in der Kernstadt stieg durch den neuen zentralen Hochbehälter am Zollberg von 2,5 auf 4 bis 6 bar, was eine spürbare Verbesserung der Löschwasserversorgung bedeutet, bestätige der aktive Feuerwehrmann Ralf Zötzl. Er erklärte beim anschließenden Blick in den historischen Hochbehälter auch die Einzelheiten mit dem Überlauf und den Schiebern und Schwimmern, die früher ganz ohne Computer den nötigen Wasserstand im Behälter regelten.

Zur finanziellen Situation kündigte Schneider an: „Die Bescheide für den angekündigten Rest von Verbesserungsbeiträgen gehen am 3. Mai 2019 raus“. Ein durchschnittlicher Grundstückseigentümer habe etwa noch mit 175 Euro zu rechnen. Somit sei die Maßnahme, die insgesamt 11,6 Millionen Euro gekostet hat abgeschlossen. Trotz aller Mühen und finanzieller Belastungen könne man froh sein die zukunftssichere Wasserversorgung rechtzeitig und ohne bemerkenswerte Kostensteigerung durchgeführt zu haben. Die Restzahlung basiere im Wesentlichen auf Maßnahmen, die während der Bauphase zusätzlich aufgenommen wurden. Weil die Baupreise mittlerweile spürbar gestiegen sind, wird es für die Kommunen teurer, die jetzt in Wasser- und Abwasseranlagen investieren müssen.

Nachdem zum Schluss Hans Schneider und Ralf Zötzl ausführlich die strengen Kontrollen nach der Trinkwasserverordnung erläutert hatten, warb Monika Poracky für den Genuss des Gemündener Wassers. „Unser Trinkwasser wird besser kontrolliert als Mineralwasser, die Stadtwerke liefern es umweltfreundlich bis zum Wasserhahn in der Küche – ohne Plastikflasche und ohne lange Transportfahrten durch halb Europa. Und es schmeckt.“

Foto (Archiv KU Stadtwerke)

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