Im lockeren Gespräch erzählten die Frauen beim Kaffee von ihren Erfahrungen in den verschiedenen Herkunftsländern und den harten Anforderungen in der Gastronomie: „Die Chefin muss immer da sein, im Geschäft ist sie morgens die Erste und abends die Letzte. Und zwischendurch muss sie sich um die Kinder kümmern“, sagte Nadia Polloni vom Eiscafé. Sie ist Kanada geboren und aufgewachsen und in Italien genauso zuhause wie in Gemünden. Ihre Kollegin Galina Danshova, sie stammt aus der Ukraine und betreibt das Stadt-Bistro, bestätigt den Spagat zwischen Familie und Geschäft: „Mein Sohn musste oft die Hausaufgaben an der Theke erledigen.“ Ähnlich argumentiert Suwan Wilts aus Thailand, die mit ihrem Ehemann Matthias die Ratsschenke führt. Auf Nachfrage sagen sie übereinstimmend, dass sie gerne in Gemünden sind, aber sich auch darauf freuen mindestens einmal im Jahr in die alte Heimat zu reisen, um die Angehörigen zu besuchen. Lediglich Galina Danshova kann derzeit wegen der Kriegsgefahr nicht zu ihrer Verwandtschaft in der Ostukraine fahren. Allgemein finden sie, dass ihre neue Heimat attraktiv ist und alles bietet was man braucht. Deshalb wollen die Wirtinnen die einheimischen Bürger ermuntern, ihre Stadt mit etwas mehr Selbstbewusstsein und Stolz wahrzunehmen.
Zur Frage, wie die Stadt ihre Gastronomiebetriebe unterstützen sollte, kamen konkrete Vorschläge: Nadia Polloni fand die Idee mit einer Schiffsanlegestelle gut, allerdings nicht für große Kreuzfahrtschiffe: „Das bringt uns in Gemünden nichts, die halten nur und die Passagiere werden mit dem Bus weiter gefahren, außerdem haben die an Bord sowieso alles.“ Interessanter wären die Ausflugsschiffe der Region, die für einen Stadtbummel etwa zwei Stunden direkt am Ufer vor der Altstadt anlegen können. Generell sollte man verstärkt für den Bootstourismus, auch für Ruderer, Kanuten und Motorbootfahrer werben. Dem Vorschlag von Galina Danshova für mehr Fahrradständer zu sorgen, stimmten alle Anwesenden zu. Auch die Idee, im Sommer manchmal Gottesdienste im Freien zu halten oder die Tourist-Info am Sonntag, wenn am meisten los ist in der Stadt, von 10 bis 12 Uhr zu besetzen, wurde einhellig begrüßt.
Monika Poracky bedankte sich für das informative Gespräch und versprach die Anregungen über die SPD-Fraktion im Stadtrat vorzubringen, beziehungsweise an die Verantwortlichen weiterzugeben.